Was versteht man unter Zusetzen?

Bei allen Bearbeitungsarten, bei denen sich Späne bilden, besteht die Gefahr, dass sich das verwendete Werkzeug zusetzt.
Beim Drehen oder beim Bohren ist das Risiko eher klein und es kommt höchstens zum berüchtigten Spansalat durch Fließspäne. Der Spansalat kann beim Drehen durch spanbrechende Gestaltung der Schneide oder, beim Bohren, durch kurzzeitiges unterbrechen des Bohrvorgangs, verhindert werden.

Das Schleifen mit Schleifmittel auf Unterlage, oder mit keramisch gebundenen Schleifscheiben ist ein Schleifvorgang mit undefinierten Schneiden. Dabei haben wir nur wenig Einfluß auf die Schneide und es können keine spanbrechenden Schneiden gestaltet werden. Die Späne sind deutlich kleiner!

Zusetzen durch Verglasungen

Die sehr hohen Temperaturen, die an den Kornspitzen bis zu 1000 Grad Celsius erreichen können, führen zu einer Verbindung des Spans mit dem Schleifkorn. Dabei verflüssigt sich das abgetragene Material und umschließt das Korn, sodass es zum Zusetzen des Schleifmittels kommt.

Zusetzen durch Verunreinigungen und bei langspanenden Werkstoffe

Darüber hinaus kann das Zusetzen auch durch verunreinigte Oberflächen oder beim Schleifen weicher oder schmierender Werkstoffe entstehen, dann setzt sich die Bindung zu. Bei der Bearbeitung von Holz tritt der Effekt besonders bei stark harzhaltigen Holzarten auf.

Dem Zusetzen entgegenwirken

Es gibt grundsätzlich vier wirkungsvolle Maßnahmen, um ein frühzeitiges Zusetzen des Schleifswerkzeuges zu verhindern.

1. Einsatz von offen gestreuten Schleifmitteln

Um den Abtrag und Staub besser aus der Schleiffläche abzuführen, ist der Abstand zwischen den Körnern bei einem offen gestreuten Schleifmittel größer. Insbesondere bei der Holzbearbeitung haben sich die offen gestreuten Schleifmittel bewährt.

Warum offen gestreute Schleifmittel nicht bei harten Materialien zum Einsatz kommen

Bei harten Werkstoffen wie beispielsweise höher legierten Stählen würde eine offene Streuung den gegenteiligen Effekt bewirken. Warum? Eine offene Streuung erhöht den Druck auf das individuelle Korn, vergrößert die Spantiefe und erhöht somit die Temperatur an der Kornspitze, was ein punktuelles Verglasen – siehe oben – wiederum begünstigt.

Ganz Abgesehen davon, dass eine dichte Streuung (100% Kornbesatz) schlichtweg langlebiger ist und den größten Materialabtrag pro Schleifwerkzeug insgesamt ermöglicht.

Deshalb kommen halboffene Streuungen (ca. 70% Kornbesatz) bei weicheren Werkstoffen, z.B. Kunststoff und Nichteisenmetallen und offene Streuungen (ca. 50% Kornbesatz) beinahe ausschließlich bei Holz zum Einsatz.

2. Einsatz von Hilfstoffen

Durch Einsatz geeigneter Hilfsstoffe kann das Zusetzen der Schleifkörung deutlich gemindert werden. Die eingesparten Kosten durch eine höhere Standzeit der Schleifmittel übersteigen die Kosten für Hilfsstoffe meist erheblich. Die Stückkosten werden deutlich reduziert!

Kühl-Schmierstoffe verhindern Zusetzen
Der Einsatz von Kühl-Schmierstoffen auf Nass-Schleifmaschinen verhindert ein Zusetzen der Schleifmittel. Bei Kühl-Schmierstoffen sind die Hersteller-Angaben zum Mischungsverhältnis genau zu beachten, da sonst der gegenteilige Effekt eintreten kann.

Geeignete Hilfsstoffe sind:
Sprühöle, Schleiffette, Bims, Kernseife oder Stearat.

Welche Hilfststoffe für welche Oberfläche geeignet sind und was es bei der Anwendung zu beachten gibt, erfahren Sie in unserem Artikel zu Schleifaktiven Hilfsstoffen

3. Einsatz von Abricht- und Reinigungs- Werkzeugen

Ist ein Schleifmittel erstmal zugesetzt, so kann es mittels spezieller Abricht-Werkzeuge wieder geschärft werden. Das Abrichten ist bei Schleifmittelarten mit mehrschichtigem Kornaufbau1 natürlich effektiver als bei einschichtigen Schleifmittelarten wie "Schleifmitteln auf Unterlage".
Auch bei einschichtigen Schleifmittel-Sorten kann das Zusetzen, oder auch Verstopfung der Körnung teilweise revidiert werden.

Geeignete Abricht-, oder Reinigungs- Werkzeuge finden Sie im -Webshop!

4. Selbstschärfende 3D Körnungen

Seit einigen Jahren setzen sich Schleifmittel-Serien mit 3D-Körnungen immer mehr durch. Diese 3D-Serien werden in der Regel nicht abgerichtet, sondern sind selbstschärfende Körnungen.

Der Selbstschärf-Effekt erfolgt durch gezielten Kornausbruch, der durch den Aufbau der Bindung bedingt ist und durch die besondere Gefügestruktur des Schleifkorns verstärkt wird.

Das sehr feingliedrige Gefüge dieser Körnungen ermöglicht einen gezielten Ausbruch kleinster Kornstrukturen, die stets wieder neue Schneiden hervorbringen, wodurch ein Zusetzen verhindert wird.

Selbstschärfende, mehrschichtige Körnungen sind z.B. „Granulat-Körnungen“ oder „Kugel-Körnungen“.

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Referenzen

1

Wie beispielsweise keramisch gebundenen Schleifscheiben oder Schleifmittel mit "3D Körnung"