Polieren
Beim Polieren werden eine Polierpaste und ein Polierwerkzeug gemeinsam auf Bauteilen eingesetzt, mit dem Ziel, die Oberfläche des Bauteils zu glätten. Polieren ist ein mechanischer Arbeitsprozess zur Oberflächenveredelung. Das Glätten der Oberfläche verfolgt dabei die Ziele, die Optik der Werkstückoberflächen zu verbessern und/oder die Oberflächenrauigkeit zu optimieren. Polierte Oberflächen reflektieren einfallendes Licht gleichmäßig und je nach Glanzgrad unterschiedlich stark.
Je feiner die Oberfläche poliert ist, desto eher erinnert sie an eine Spiegelglanzpolitur bzw. an das Mirrorpolish.
- Verfeinerung vorher in Form gebrachter Bauteile
- Verringerung der Oberflächenrauigkeit
- Geringere Schmutzanfälligkeit
Polierwerkzeug und Polierpaste immer zusammen verwenden
Polierpasten
Polierpasten werden in Festpasten (Solid Compound) und Emulsionen (Liquid Compound) unterteilt. Festpasten liegen in Riegelform vor und werden vor dem Polierprozess auf das Polierwerkzeug aufgebracht. Dies erfolgt mittels Andruck des Riegels per Hand auf das Polierwerkzeug oder durch Automaten, die die Stangen in Spezialformaten fixieren.
Die Sättigung des Polierwerkzeugs wird beim Nachlassen des Poliereffekts immer wieder durch Zuführen der Polierpaste erneuert. Polieremulsionen werden ähnlich den Festpasten vor dem Polierprozess aufgebracht. Die Bereitstellung erfolgt entweder durch Pumpanlagen, die die Emulsion dem Polierprozess zuführen, oder per Handauftrag. Der Handauftrag dient zumeist manuellen Nachpolituren oder um Glanzeffekte mittels Handpolitur zu verstärken.
Polierpasten werden in verschiedene Typen eingeteilt, die sich nach der Bearbeitung unterschiedlicher Werkstoffe und Poliereffekte richten. Folgende Polierpasten unterscheiden wir:
- Schleifpaste - Sehr grob
- Bürstpaste - Grob
- Vorpolierpaste - Grob
- Polierpaste - Mittel
- Abklärpaste - Fein
- Finishpaste - Sehr fein (Spiegelglanzpolitur)
Eine Vorpolierpaste wird immer in einem zweistufigen Arbeitsprozess als erster Schritt auf gröberen, aggressiveren Polierscheiben angewendet. Im Anschluss erfolgt der Einsatz einer Abklärpaste, auch Hochglanzpaste genannt, die auf feineren Tuchscheiben eingesetzt wird, um den Glanzgrad zu erhöhen und Polierpasten-Rückstände des Vorpolier-Arbeitsgangs zu entfernen. Ist der Glanzgrad noch zu gering, kann darüber hinaus die noch feinere Finish-Polierpaste verwendet werden.
Die Polierpaste mittleren Feinheitsgrades vereint die Eigenschaften der fettigeren Vorpolierpaste und der trockeneren Abklärpaste in einer Anwendung. Diese Paste ist weder so fettig wie die Vorpolierpaste noch so trocken wie die Hochglanz-Polierpaste. Der Glanzgrad fällt geringer aus als bei Abklär-Polierpasten. Ist der Glanzgrad zu gering, kann wieder die noch feinere Finish-Polierpaste verwendet werden.
Polierwerkzeuge
Als Polierwerkzeuge werden Scheiben sowie Schaftwerkzeuge verwendet, je nachdem, welche Werkzeuge im Betrieb bei den Polieranwendungen zum Einsatz kommen. Es gibt Anwendungen, bei denen das Werkzeug zum Werkstück geführt wird (Winkelschleifer, Exzenterschleifer, Winkelkopfschleifer, Stabschleifer oder biegsame Welle), oder Anwendungen, bei denen das Werkstück zum Polierbock oder Polierautomaten geführt wird. Letztere stationären Anwendungen machen den Großteil der industriellen Anwendungen aus.
Handanwendungen
- Polierstifte (Filz)
- Lamellenstifte (Filz)
- Polierronden (Filz & Vlies ohne Korn)
Stationäre Anwendungen
- Sisal-Kordelbürsten (Bürstpaste & Vorpolierpaste)
- Sisal-Nessel-Wellenring (Bürstpaste & Vorpolierpaste)
- Sisal-Nessel-Faltenring (Bürstpaste & Vorpolierpaste)
- Fibrebürsten (Tampico) (Bürstpaste & Vorpolierpaste)
- Schwabbelscheiben (Polieren & Feinpolieren)
- Flatterscheiben (Polieren & Feinpolieren)
- Polierscheiben (Polieren & Feinpolieren)
- Polierringe (Wellenfaltung) (Polieren & Feinpolieren)
Sisalscheiben
- Sisalscheiben (gesteppt)
- Sisal-Kordelbürsten
Sisal-Kordelbürsten eignen sich besonders für das Bürsten konturierter Bauteile, während die härtere und gesteppte Sisalscheibe eher für das Bürsten und Mattieren von Flächen geeignet ist. Die Belüftung bei Kordelbürsten ist durch die Luftzirkulation zwischen den einzelnen Kordeln zudem besser. Durch unterschiedliche Imprägnierungen, die zusätzlich aufgebracht werden können, lassen sich Härte, Haltbarkeit sowie die Anhaftung der Polierpaste beeinflussen. Um Streifenbildung auf breiteren Bauteilen zu vermeiden, empfiehlt es sich, Sisalscheiben und Sisal-Kordelbürsten in der gewünschten Breite komplett fertigen zu lassen und nicht mehrere Bürsten nebeneinander zu verwenden.
Eine „Mischvariante“ aus Baumwolle und Sisal sind die sogenannten Sisal-Tuchscheiben. Bei diesen Bürst- und Vorpolierscheiben werden Tuch und Sisal zu einer gemeinsamen Scheibe verarbeitet. Diese Scheiben vereinen die Eigenschaft des Sisals für größeren Abtrag und höhere Aggressivität mit dem Vorteil der Tuchscheiben für eine höhere Oberflächenqualität. Die Härte dieser Scheiben sowie die Aggressivität und Standzeiten können durch unterschiedliche Imprägnierungen erhöht werden.
Polierscheiben
Tuchpolierscheiben unterscheiden sich in den folgenden Qualitäten:
- Buntnessel: unterschiedlich gefärbter Stoff (Vorpolieren)
- Rohnessel: grobmaschiger, beigefarbener Stoff (Vorpolieren)
- Molton: aufgeraute Rohnessel (Nachpolieren)
- Inlett: feingewebt in unterschiedlichen Farben (Nachpolieren)
Polierscheiben können lose oder gesteppt bezogen werden. Die Anzahl der Steppkreise erhöht die Härte und Haltbarkeit der Polierscheiben. Je nach Anwendungszweck und Kostengesichtspunkt kommen unterschiedliche Stoffsorten zum Einsatz. Molton ist dabei ein deutlich hochwertigerer und teurerer Stoff für ein perfektes Finish als beispielsweise Buntnessel, das eher eine günstige Stoffsorte aus unterschiedlichen Qualitäten darstellt. Die Arbeitsbreite kann durch die Verwendung mehrerer Scheiben nebeneinander selbst bestimmt werden.
Tuchscheiben mit Durchmessern bis 150 mm eignen sich neben dem stationären Einsatz auch für den Einsatz auf Werkzeughaltern und Aufspanndornen. Je nachdem, ob es sich um Schaftwerkzeuge oder Aufspanndorne mit M14 handelt, können sie auf Winkelschleifern oder biegsamen Wellen verwendet werden.
Eine gröbere Variante zu den vollrunden einzelnen Blättern der Tuchscheiben sind „Flatterscheiben“. Flatterscheiben bestehen aus Keilen und Streifen anstatt aus vollen einzelnen Blättern. Diese Polierscheiben sind deutlich aggressiver und werden bevorzugt für das Vorpolieren eingesetzt. Molton-Polierscheiben eignen sich hervorragend zur Plexiglas- und Acrylglas-Politur.
Tuch-Polierringe sind eine weitere Variante von Baumwoll-Polierscheiben. Sie werden in unterschiedlichen Stoffqualitäten und Faltungen angeboten. Als reine Tuch-Ausführung werden sie überwiegend zum Polieren und Hochglanzpolieren (Abklären) verwendet. Der Vorteil dieser Polierringe liegt in der Faltung, da höhere Schnittgeschwindigkeiten verwendet werden können, ohne dass eine übermäßige Erhitzung entsteht. Mit gröberen Stoffqualitäten lässt sich sogar Vorpolieren oder Polieren durchführen.
Um Polierpastenreste zu entfernen, Polierscheiben wieder zu egalisieren oder die Haftung der Polierpaste auf der Scheibe zu erhöhen, empfiehlt sich der Einsatz von Polierscheibenabrichtern, wie dem „Schwabbel-Maxe“.
Unsere Empfehlung
Achten Sie bei der Vorbereitung noch zu polierender Bauteile darauf, dass Kratzer und Schleifspuren des vorherigen Schleifprozesses richtig entfernt werden. Es kommt vor, dass erst nach dem anschließenden Abklären bzw. Hochglanzpolieren Fehler sichtbar werden, die vorher nicht wahrgenommen wurden.
Achten Sie auf einen feinen Vorschliff, um polierfähige Oberflächen zu erhalten, und sparen Sie maximal nur eine Korngröße beim Übergang von Körnung zu Körnung beim Vorschliff aus, damit keine Riefen zurückbleiben, die erst nach dem Polieren sichtbar werden.
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